Geschichte
vom Altstadthotel Eck
Es begann vor 800 Jahren …
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde das „BURGUM LIENZ“ mit seinem ausgestreckten Grundriss in Form eines langgezogenen Dreiecks, das genau den heutigen Hauptplatz ausmacht gegründet.
Das Haus, heute (Hauptplatz 20) wurde ursprünglich als Stadtburg (Stadt-Schloss) der Grafen von Görz errichtet und war bis ins 13. Jahrhundert im gräflichen Besitz und Sitz der Burggrafen von Lienz, der Vertreter der Landesherren in der „Vorderen Grafschaft Görz“.
Mit dem Gewaltfrieden von „Lieserhofen“ (27.12.1252) verloren die Görzer Grafen unter anderem das Schloss Luenz an den Erzbischof von Salzburg.
Nach 1252 errichteten die Görzer Grafen Schloss Bruck, um dann dort zu residieren.
Ein Bild aus dem Jahre 1606, also 3 Jahre vor der Feuerbrunst, zeigt das damals bereits im Besitz der Familie Kranz befindliche ehemalige Stadtschloss mit seinen Zinnen.
Wieviel Bausubstanz der ursprünglichen Stadtburg noch heute vorhanden ist, lässt sich kaum feststellen, vor allem da man annehmen muss, dass bis auf die wehrartigen Außenmauern des Burgums vornehmlich die Holzbauweise herrschte.
Ein namhafter Historiker hat den Baustaub des gesamten Komplexes des ehemaligen „Hotel Post“ einer Bauanalyse unterzogen, konnte aber bedingt durch Zerstörungen, durch Feuerbrünste, Zerstörungen im zweiten Weltkrieg, vielfache Erweiterungs- und Umbauten und mehrfachen funktionalen Veränderungen während der Jahrhunderte die ursprünglichen aufgehenden Bauteile der Stadtburg nicht mehr eindeutig erkennen.
Wohl aber lässt die Grundrissanalyse wesentliche Baudetails feststellen. In der Mitte des Baukomplexes ist aufgrund von Mauerstärken, Fluchtlinien und der dazugehörigen Mauerkonstellation ein vorgotischer, palastartiger Saalbau des Hochmittelalters zu erkennen.
Charakteristisch sind der schwach Trapezoide Grundriss im Seitenverhältnis von genau 2:1 (15,7 x 7,85 Meter) und die Unterteilung durch eine Querwand in zwei gleich große Räume. Der östliche Raum enthält ein spätgotisches Gratgewölbe. Auch die bauliche Verbindung des Saalbaues zur nördliche Stadtmauer (Burgummauer) ist trotz ihres heute völlig verbauten Zustandes aus der Planaufnahme noch deutlich ersichtlich.
Die Residenz im Burgum lag, einer hochmittelalterischen Gepflogenheit entsprechend, nahe der damaligen Stadtmauer des Burgums, hier an der Nord-West-Ecke.
Auch die Westmauer des Hotel Eck entspricht entlang der Hotel Post Passage jener festungsartigen Außenmauer des Burgums. Die Hotel Post Passage war ursprünglich Teil des Grabens um das Burgum.
Die Stadtburg war auch nachweislich erster Standort der Münzstätte Lienz. Die langsame Zunahme des „Bürgerlichen Elements“ brachte Lienz den ersten eigentlichen Aufschwung, verbunden mit einem Gewerbe oder eines Handelsgeschäftes auch noch Landwirtschaft. Der Sogenannte „Ackerbürger“ prägte das soziale Bild der Stadt Lienz vom Mittelalter bis herauf in die Neuzeit.
Wer die 5 Handel (Handel mit Wachs, Tuch, Eisen, Wein und venezianischen Gütern) betreiben wollte, musst das Lienzer Bürgerrecht besitzen.
Handel und Transitverkehr spielten eine immer größere Rolle. Sowie der West-Ost-Transit Steiermark/Kärnten – Tirol/Schweiz, als auch der Nord-Süd-Transit Deutschland (Bayern)/Salzburg über den Felber- und Kalser Tauern und über den Plöcken ins Friaulische und Venetien, führten über Lienz und blühte vor allem in der Zeit zwischen 14.- bis Mitte 16. Jahrhundert.
Lienz entwickelte sich im Spätmittelalter immer stärker zu einem Handelszentrum der Vordergörzischen Lande.
Handelsmonopole mit Mautfreiheit machte den Lienzer Handelsstand äußerst privilegiert. Deshalb waren auch immer mehr fremde Kaufleute sehr interessiert das Lienzer Bürgerrecht durch Erstehen eines Burglehen zu erwerben. So auch der aus einer Ausbruger Handelsfamilie stammende Michael Kranz.
Damit beginnt auch die mit diesem Hause, Hauptplatz 20, verbundene Familiengeschichte.
1402 ließ sich also Michael Kranz auf seiner Reise von Augsburg ins Friaulische in Lienz nieder, um nun von hier aus seine Handelsgeschäfte zu betreiben.
Er erwarb die ehemalige Stadtburg und baute sie zu einem Handelshaus aus. Die nachfolgenden Generationen erwarben immer mehr Grundbesitz in Grafendorf, Thurn, Gaimberg, Nußdorf, Peggetz, trieben neben Handel noch allerlei Gewerbe und Landwirtschaft. Sie wurden sehr vermögend.
Als Jakob Albert Kranz im Jahre 1813 starb, hinterließ er seiner Witwe einen Besitz von dem sie mit vollem Recht sagen konnte: „Soweit ich sehe, gehört alles mir“.
Die Kranz waren eine angesehene Bürgerfamilie und bekleideten auch hohe städtische Ämter wie Ratsbürger oder Stadtgerichtsverwalter.
Nachdem Hans Graf Wolkenstein 1683 der Lienzer Bürgerschaft das Rech eingeräumt hat, jährlich einen Bürgermeister aus ihren Reihen zu wähle, bekleideten auch viele der Kranz auch dieses Amt.
Von 1402 bis zur Mitte 19. Jahrhundert blieb der Familienname Kranz mit diesem Haus verbunden.
1695 wurde Andrä Kranz „Ratsgeber, Wirt und Gastgeber all hier“ vom Landesgerichtsausschuss als Abgeordneter zum Landtag nach Innsbruck geschickt.
Im 16.-17.- und 18. Jahrhundert war das Haus ein großes Handelshaus. Im Hintertrakt (entlang der H. v. Grabengasse) waren die Stallungen und Wagenremisen untergebracht. An der Stadtplatzfront lagen die Gästezimmer für die durchzeihenden Kaufherren.
Da gab es die noble Wirtsstube für die hohen Gäste und die sogenannte „Schlämme“ für das mitreisende Dienstpersonal.
Immer öfter besuchten auch Angehörige des Hochadels dieses Haus, was ihm den Ruf einbrachte: „Haus der Kaiser und Könige“.
So besuchte 1739 Franz Stefan von Lothringen mit Gemahlin Maria Theresia (die spätere Kaiserin) die Kranz’sche Wirtsbehausung auf ihrer Reise in die Toskana. Ein paar Jahre später stieg auch ihr Sohn Josef der 2te hier ab. In dieser Zeit wurde die „Kranz’sche Wirtsbehausung“ in „Gasthof Goldener Adler“ umbenannt.
Als Isabella von Parma 1765 als Braut von Josef dem 2ten auf ihrer Reise nach Wien durch Lienz kam, wurde sie zwar mit ihren Hofdamen im großen Saal der Liebburg verköstigt, während der sie begleitende Fürst von Lichtenstein es samt seinem Hofstaat vorzog, im Goldenen Adler zu dinieren.
Zur Zeit der Regentschaft Maria Theresia erwarben die Kranz allerlei radizierte Gewerbe, deren Begründung nach 1775 nicht mehr möglich war, aber bis in die 60iger Jahre des 20 Jahrhundert anerkannt wurden.
Als Josef Albert Kranz Postmeister in Lienz wurde, wurde das Haus erneut umbenannt, nun in „Gasthof Post“.
Aber die Kranz blieben nicht nur in Lienz, sondern sie weiteten ihre Geschäftstätigkeiten weit über die Grenzen aus. So wurden die Kranz sogar Fabriksherrn in Laibach und Graz.
Die Familien Kranz und Oberhueber haben als Spediteure die Lienzer Messingerzeugnisse (Messingwerk – Messinggasse) nach Triest gebracht. So haben die Kranz auch begonnen, in Triest Handelsunternehmen zu führen.
Nach den napoleonischen Kriegen begann in Tirol der Tourismus langsam zu entstehen. Vor allem die Engländer begannen Tirol, Osttirol zu bereisen in Folge ihrer Sympathie für die freiheitsliebenden Tiroler und deren Kampf gegen Napoleon.
Aus dieser Zeit stammen auch die ersten englischen Reiseberichte wie zum Beispiel die des J. Gilbert und G.C. Churchill, die auf ihrer Reise durch die Alpen 1856 auch nach Lienz gelangten. Sie wanderten über den Iselsberg. Ihre Gemahlinnen fuhren mit einem Wagen voraus. Die beiden Engländer zogen über die Spitalsbrücke in die Stadt.
„Nachdem wir eine pittoreske Brücke über die schnell dahinlaufende Isel überschritten und das Stadttor passiert hatten, kamen wir auf eine breite Straße, die man Platz nennen könnte und fanden unsere Gattinnen auf einer Bank vor der „Post“ sitzen.
Da dies nicht der Gasthof war, den wir gewählt hatten, wollten sie nicht durch Eintreten unsere Entscheidung vorwegnehmen und blieben sitzen, während alle Fenster sich mit Neugierigen füllten. Jedoch waren wir bald überzeugt, dass es hier bequem sein würde und der gutmütige, ehrliche Besitzer erwies sich als der netteste Mensch“.
Als zusammenfassende Wertung hinterließ Lienz bei den Engländern einen „Eindruck ruhiger Heiterkeit“.
Sir Thomas Dyke Acland: 1819
„In Lienz fand ich im „Goldenen Adler“ einen vortrefflichen Gasthof und entschädigte mich vollauf für die Entbehrungen in Sillian. Die Wirtstafel war sehr gut und bot denen eine Menge guter Sachen, welche Appetit dazu besaßen.“
Als auch dann noch der Bau der Südbahnstrecke Villach – Franzensfeste mit der Drautal- und Pustertalbahn im Jahre 1871 einen weiteren Aufschwung brachte und die Sucht der Städter nach Sommerfrische, Bergwandern und Bergsteigen wuchs, verlegten die Kranz ihr Interesse immer mehr auf das Gastgewerbe. So wurde auch der „Gasthof Post“ zum „Hotel Post“ umgebaut.
Aber zu dieser Zeit erlosch der Name Kranz im Mannesstamm.
Die letzte Kranztochter Emilie, verheiratet Prokopp, der wird nicht zuletzt den Bau der Iselsbergstraße verdanken, legte den Grundstein zum Hotel, baute Fremdenzimmer über den Stallungen aus.
Ihr Sohn Adolf Prokopp, eigentlich Geometer von Beruf, übernahm nach ihr den Besitz und errichtete 1896 die Terrasse. Für den dafür notwendigen Stadtplatzgrund zahlt er einen sehr hoch erscheinenden Preis. Die Stadt verlangte damals als Gegenleistung den Gesamten Draupark.
Die Terrasse wurde in einer zarten Konstruktion aus Gusseisen und Holz ausgeführt. Das Geländer war kunstvoll geschmiedet und ist heute noch zum Teil im Innenhof der Hotelanlage erhalten. Vorerst wurde die Terrasse nur mit Markisen überspannt, seit ca. 1910 aber mit einem festen, schindelgedeckten Dach und Vorhängen zur Abwehr intensiver Sonnenstrahlung.
Auch zu dieser Zeit besuchten viele hohe Persönlichkeiten diesmal mit der Bahn oder später auch mit Automobil das Haus am Platz.
Zum Beispiel:
- Erzherzog Rudolf (1873)
- Die Erzherzogen Stephanie und Valerie (1894)
- Franz Salvator, Erzherzog Karl (später Kaiser Karl der erste)
- Thronfolger Franz Ferdinand mit Graf Hardegg
- Der König von Sachsen, die Fürsten von Lichtenstein
- Gustav Adolf und Sybilla von Schweden
- Friedrich Leopold, Prinz von Preußen
- Bis herauf zu Karin Aga Khan
- Stetiger Stammgast und Freund des Hauses war auch Erzherzog Eugen, der K. u. k. Militärkommandant von Tirol
Sie alle sind in unserem Gästebuch unterschriftlich verewigt.
1910 übernahm Elise, die Tochter von Adolf Prokopp, das Kranz’sche Erbe. Sie heiratete den Elektroingenieur August Eck aus Knittelfeld, der bei der Errichtung des Lienzer Elektrowerks tätig war. Sie beide führten das Hotel während der beiden Weltkriege und der Zwischenkriegszeit. Sie errichteten ein weiteres Stockwerk mit Gästebetten auf dem Nordtrakt und statteten das Hotel mit Zentralheizung, elektrischem Licht, Wassertoiletten und Badezimmern aus.
In dieser Zeit besuchten nach dem Niedergang der Adelshäuser vornehmlich Persönlichkeiten aus dem Showgeschäft, der Aufstrebenden Filmbranche, Künstler, Diplomaten und Wirtschaftskapitäne dieses Haus.
Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von sechs Fliegerbomben getroffen und stark beschädigt. So wurden auch die schönen Rippengewölbe im 1. Obergeschoss unwiederbringlich zerstört.
Nach dem Tode ihres Gatten baute Elise Eck, mit ihren beiden Söhnen Gustav und Robert, das Hotel wieder auf. Das Hauptsiegenhaus (im Krieg zerstört) wurde neu angelegt und die zerbombte Terrasse im Massivbauweise mit der Säulen und Bogenlaube neu errichtet.
Finanziert wurde der Wiederaufbau durch Verkauf vieler Liegenschaften (Peggetz, Tonigarten) und durch die damit verbundene endgültige Aufgabe der Landwirtschaft.
In den Nachkriegsjahren erlebte das Haus als Gastbetrieb eine neuerliche Blüte, die auch wiederum in vielen Umbauten und Erneuerungen ihren Ausdruck fand. Das Restaurant bot 450 Gästen Platz. Das Hotel verfügte über 100 Betten und beschäftigte in den Konjunkturjahren bis zu 60 Dienstnehmer.
In der „Bauernstube“ spielte fast täglich Musik. Mehrere Musik- und Folkloregruppen waten engagiert. Viele Bälle wurden veranstaltet.
Damals gab es im Raume Lienz auch noch nicht so viele Gästebetten wie heute. In den Saisonzeiten war das Hotel stets voll belegt. Eine Zeitlang pachteten deshalb die Gebrüder Eck aus den Leisacherhof als Ausweichsquartier.
Mit der 1. Energiekriese und der beginnenden Umstrukturierung im Tourismus, sowie mit der Errichtung des Südtirolerplatzes und den damit verbundenen Verlust der hoteleigenen Parkplätze und der ständig steigenden Personalkosten, verschlechterte sich die Situation des Hotels.
1972 starb nach schwerer Krankheit einer der Brüder Eck. Es kam daraufhin zu einer Realteilung des Hotel Post zwischen der Witwe des Gustav Eck und Robert Eck. Durch Umbaumaßnahmen entstanden aus dem ursprünglichen Gebäudekomplexes zwei Hotels, das „Hotel Post“ am Südtirolerplatz und das „Hotel Garni Eck“, später „Altstadthotel Eck“ am Hauptplatz.
Im Hotel Garni wurden nun alle in diesem Gebäudeteil verbliebenden Gästezimmer mit Bad und WC ausgestattet. Die Aufenthaltshalle im 1. Obergeschoss wurde durch eine große Wandauflösung mit dem danebenliegenden Speisesaal verbunden.
Das ganze Haus wurde saniert und neugestaltet. Die im Erdgeschoss gelegenen früheren Gastlokale (Stüberl, Kapelle, Schank, Bauernstube) wurden, verbunden mit diversem Umbaumaßnahmen, als Geschäftslokale vermietet.
Fast zwanzig Jahre führte nun Frau Maria Eck als leidenschaftliche Gastwirtin das kleine Hotel weiter, zahlte in dieser Zeit alle aus den Umbaumaßnahmen resultierenden sowie auch alle mit der Realteilung übernommen Schulden der vormaligen OHG zurück und verschönerte immer wieder durch kleine Sanierungsmaßnahmen das Haus, bis sie plötzlich und völlig unerwartet nach kurzer Krankheit im 78. Lebensjahr der Tod aus ihrem Schaffen riss.
Da ihre beiden Kinder (die Großtante und der Großvater von Nico Stocker) andere Berufe gewählt haben und die Mutter von Nico Stocker, zwar frische Hotelkauffrau (Tourismusschule Klessheim), mal zu jung war, wurde der gastgewerbliche Teil für knapp 30 Jahre an Frau Helene Moser verpachtet, die den Betrieb somit bis 2024 führte. Seit Oktober 2024 hat Nico Stocker den Betrieb übernommen. Somit wird das Hotel mit Cafè wieder als Familienbetrieb weitergeführt.